Leipzig 13.09.-17.09.2010
Chronik der SENU-Ndk
Zwanzig Jahre danach - Niederkasseler Senioren erleben Geschichte inLeipzig
Die diesjährige Bildungsfahrt der Senioren-Union der CDU Niederkassel ging in Anbetracht der Geschehnisse vor zwanzig Jahren vom 13. bis 17. September in den Osten Deutschlands nach Leipzig. Natürlich wurde auf der Hinfahrt auch Eisenach besucht. Gut informiert durch den bewährten Reiseleiter Klaus Burkhardt konnten die Senioren sich in Eigenregie auf den Spuren Martin Luthers, Johann Sebastian Bachs oder der hl. Elisa¬beth durch die Stra¬ßen des schönen alten Städtchens bewegen. Doch das eigentliche Ziel der Reise war Leipzig, die Stadt des ge¬waltlosen Bürgerwi¬derstandes, der mit zum Fall der Mauer und schließlich zum wieder vereinten Deutschland führte.
Wie facettenreich und voller Überra¬schungen diese Stadt wirklich ist, da¬von konnten sich die Niederkasseler auf der Stadtrundfahrt und dem an¬schließenden leider sehr feuchten Rundgang mit eigenen Augen überzeu¬gen. Voller Stolz und Begeisterung zeigte ihnen die wasch¬echte Leipzigerin Ingrid Hertel u.a. die renovierte ehemalige Industrie-architektur am Elsterkanal, die mit ihren Bootsanle¬gestellen selbst ei¬nen Hamburger be¬geistern konnte. Überhaupt ist Leipzig mit seinen vielen Wasserläufen und der Verbindung zu „Neuseeland", dem rekultivierten Braunkohlegebiet, ein Paradies für Wassersportler. Aber auch die geschlossenen Straßenzüge mit ihren wunderschönen Ju-gendstil- und Gründerzeithäusern erregten Bewunderung. Da Leipzig im letzten Krieg kaum zerstört wurde, konnten nach der Wende die meisten Gebäude wie¬der restauriert werden, und Frau Hertel erzählte, dass sie wie die meisten Leipziger die Schönheiten ihrer Stadt dann erst entdeckt habe. Auch der Vorsitzende der Se¬nioren Union Leip¬zig Kon-rad Riedel hob die gute Ent¬wicklung der Stadt hervor. Die elegan¬ten Passagen mit ihren feinen Ge¬schäften in den ehemaligen Messe-häusern, gemütliche Kaffeestuben und Restaurants, ge-schichtsträchtige Plätze und Gäss¬chen, Museen und Ausstellungen; es gab einfach zu viel zu sehen und vor allem zu erleben, denn nicht nur die historischen, sondern auch die modernen Bauten wie der Bahnhof und die Messehallen sowie das 2005 eröffnete und von der Architektin Zaha Hadit entworfene neue BMW-Werk waren beeindruckend. Obwohl die meisten Senioren die Ford-Werke in Köln schon im letzten Jahr gesehen hatten, waren sie von der futuristisch gestalteten Eingangshalle und den Dimensi¬onen der neuen Techniken überwältigt. Im Gespräch mit Herrn Wenske, Richter im 5. Strafsenat des Bundesge-richtshofs, erfuhren die Besucher Interessantes über die Arbeit des BGH und den täglichen Ärger eines Richters. Nicht nur beeindruckend, sondern teilweise regelrecht bedrü¬ckend waren die Besuche im Museum in der „Runden Ecke" und im „Zeit¬geschichtlichen Forum Leipzig", zwei Orte, die geschichtlich und politisch Interessierte auf keinen Fall auslassen sollten. Das Museum, das in der ehemaligen Stasi-Zentrale vom Bürgerkomitee eingerichtet wurde, erklärt in beklemmenden Bildern und Ausstellungsstücken, mit welchen perfiden Mitteln und unter welchem psychischem Drück die Bürger in der ehemali¬gen DDR gehalten wurden. Selbst Kinder wurden schon frühzeitig über die Schulen zu Spitzeldiensten herangezogen und ausgebildet. Das Forum dagegen zeigt das SED-Regime zwischen Ver-führung und Gewalt, Zu¬stimmung und Unterdrückung. Es präsentiert nicht nur das öffentliche poli¬tische Leben, sondern besonders auch das Alltagsleben in den über 40 Jahren DDR und zeigt einen ver¬söhnlichen Blick auf die heute zum Teil wirklich „blühenden Landschaf¬ten", die mit großen An¬strengungen beider Teile Deutsch¬lands doch schon ge-schaffen wurden. Eine Begegnung der besonderen Art war das Gespräch mit Su¬perintendent Friedrich Magirius, damals an der Nicolai-Kirche führender Wegbereiter für das Friedensgebet und die Montags-demonstrationen. So konnte er aus eigenem Erleben die ungeheure Spannung, die im Oktober 89 in Leipzig herrschte, vermitteln und über die Weiterentwicklung der po¬litischen Lage und die ersten Schritte in die Demokratie berichten. Auch heute noch finden regelmäßig in der Nicolai-Kirche jeden Montag Frie¬densgebete statt. Sie laden zur „Zusammenarbeit der Nachdenklichen ein, das Positive weiter zu schaf-fen".
Ihren Abschluss fand diese interes¬sante und erlebnis¬reiche Reise mit einem Besuch der Gedenkstätte Bu¬chenwald und ei¬nem Schnelldurch-gang durch Wei¬mar, bei dem aus Zeitmangel zwar keine Sehenswür-digkeit besichtigt, dafür aber noch einmal eine echte Thüringer Bratwurst genossen werden konnte.