Regierungsbunker 23.09.2009 - Seniorenunion Ndk

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Regierungsbunker 23.09.2009

Chronik der SENU-Ndk
Wo früher Pilze wuchsen – Niederkasseler Senioren besuchen ehemaligen Regierungsbunker im Ahrtal

Nicht zu einer gemütlichen Wanderung entlang des Rotwein-Wanderweges machten sich bei dem schönen Herbstwetter die 34 Mitglieder der Senioren-Union der CDU Niederkassel auf, sondern zur „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“, einem der interessantesten Relikte des Kalten Krieges, das 2008 vom Heimatverein Alt-Ahrweiler der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Bevor sich die Besucher ausgiebig in den renovierten 203 Metern der ursprünglich 17,3 km langen Anlage umsehen konnten, erklärte ihnen Christa Herrlinger die Geschichte der unterirdischen Tunnelsysteme, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht, als die deutsche Regierung nach dem Krieg von 1870/71 beschloss, das Ruhrgebiet mittels einer Eisenbahnlinie durch die Eifel mit den Eisengruben Lothringens zu verbinden. Da jedoch die Durchführung einen gewaltigen Arbeits- und Materialaufwand erforderte, wurde zwar bis 1923 an einigen Tunneln und Brücken noch weiter gearbeitet, dann jedoch das Projekt ganz eingestellt. In den Tunneln wurden Champignons gezüchtet, bis gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hier unter den übelsten Bedingungen für die Zwangsarbeiter ein Lager zur Montage von V2-Raketen und Abschussrampen eingerichtet wurde, an das eine Tafel im Eingangsbereich erinnert. Kein Wunder, dass die Alliierten 1945 die Anlage sprengten.
Aber bereits in den 50er Jahren entstanden Pläne für ein Bauwerk, das im Ernstfall als Ausweichsitz der Verfassungsorgane eine gewisse Kontinuität der Regierung sichern könnte. So wurde in den Jahren 1960 bis 1972 unter allergrößter Geheimhaltung in den Tunneln an der Ahr zwischen Ahrweiler und Dernau für etwa 5 Mrd. DM ein gewaltiges Bunkersystem errichtet, dessen Pläne allerdings in Ost-Berlin bestens bekannt waren. 3.000 wichtige Personen sollten hier im Falle eines konventionellen Krieges bis zu 3 Monaten „regieren“ und die Ordnung aufrecht erhalten, im Falle eines Atomschlages bis zu 30 Tagen. Gewaltige Rolltore konnten innerhalb von 15 Sekunden jeden der 5 völlig autarken Bereiche total von der Außenwelt abschließen, während ein kompliziertes Belüftungssystem für die nötige Frischluft sorgte.
Gebannt bestaunten die Besucher die mit Originalgeschirr wieder eingerichtete Teeküche, den Zahnarztstuhl im Sanitätsbereich und wunderten sich über das spartanisch eingerichtete Schlafzimmer des Bundeskanzlers und die ziemlich moderne „Frisierstube“. Welch ein Gegensatz zwischen den pinkfarbenen Sesseln des präsidialen Besprechungszimmers und den ungemütlichen Schlafräumen mit den Gemeinschaftsduschen! Auch die Kommandozentrale und die technischen Einrichtungen der Büroräume nötigten den Senioren trotz der inzwischen völlig veralteten Technik Bewunderung ab. Bis 1989 fanden hier immerhin noch NATO-Übungen statt.
Alle waren froh, als sie aus den 12° kalten Gängen wieder ins Sonnenlicht kamen und bei Federweißem und Zwiebelkuchen die Eindrücke noch einmal überdenken konnten.

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