Prag Studienfahrt 28.05. bis 01.06.2017
Chronik der SENU-Ndk
P r a g – Seminar, Vergnügen und tiefe Betroffenheit
Am 28. Mai starteten 22 Mitglieder der Seniorenunion Niederkassel nach Prag, in ein Weltkulturerbe. Gut betreut wurde diese Fahrt von der Karl-Arnold-Stiftung durch Herrn Richard Blömer. Nach langer Fahrt, übrigens mit einer freundlichen Busfahrerin Gerda, und einem gemütlichen Abendessen warteten wir gespannt auf die Aktivitäten des nächsten Tages.
Wir besuchten das Parlament und lernten viel über die wechselvolle Geschichte Prags und die politische Entwicklung heute kennen. Herr Adamek, ein Abgeordneter, stellte sich anschließend zur Diskussion, um angefallene Fragen zu beantworten: (z.B. Warum hat Tschechien den Euro noch nicht eingeführt? – Die rechtlichen Voraussetzungen sind alle erfüllt, im Volk herrschen noch zu große Bedenken. usw.)
Am Nachmittag ging es weiter zum Kloster Strahov mit seiner weltberühmten Bibliothek. Hier leben heute noch 65 Brüder des Prämonstratenserordens. Mit einem von ihnen kamen wir ins Gespräch.
Der Tag endete mit dem Besuch der mehr als 1000 jährigen Prager Burg auf dem Berg Hradschin. Sie bildet das größte geschlossenene Burgareal der Welt, in der Mitte der St. Veits Dom , eine Kopie des Kölner Domes.
Der Dienstag begann mit einem emotionalen Höhepunkt: Besuch der deutschen Botschaft mit ihrem Genscherbalkon. Wir durften in den Garten, wo 1989 - 2000 Menschen die erlösenden Worte von Hans Dietrich Genscher hörten: „Liebe Landsleute, wir sind heute zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise..“. Der Rest ging in befreiendem Jubel unter. Ein Film stellte uns die Ereignisse noch einmal deutlich vor Augen.
Am Nachmittag besuchten wir die Josefsstadt, das große jüdische Viertel mit einer der 7 Synagogen, dem alten Friedhof und dem Museum.
Am Mittwoch lernten wir die Altstadt von Prag, die herrliche Karlsbrücke, das prächtig geschmückte Gemeindehaus u.v.m. kennen .
Anschließend fuhren wir in das nur 20 km entfernte Lidice, ein ehemals kleines Bauerndorf mit 100 Familien. Die NS glaubte hier die Attentäter von Reinhard Heydrich, der zur Verwaltung dieses Protektorates eingesetzt worden war, zu wissen. Auf eine nicht fassbare Art und Weise wurde hier am 10.06.1942 Rache geübt, selbst als die Regierung die wahren Attentäter gefunden hatte, musste das Verbrechen: Lidice von der Landkarte verschwinden zu lassen, ausgeführt werden.
173 Männer, Frauen und Kinder bis 15 Jahren wurden voneinander getrennt, die Männer vor Ort erschossen, die Frauen in Konzentrationslager gebracht , die 10 „germanisierbaren“ Kinder zur Adoption freigegeben und die anderen in Lager verschleppt.
Am Mahnmal für die 82 Kinder in Lidice war es, so glaube ich, für alle schwer, die Fassung zu bewahren.
Unser junger engagierter Lidice-Führer berichtete von 29000 gespendeten Rosenstöcken aus aller Welt, die dort in einem wunderschönen Landschaftspark - Garten des Friedens und der Freundschaft - angelegt worden sind, so dass heute hier sogar Hochzeit gefeiert wird.
Prag ist wunderschön und sicher eine Reise wert, nicht vergessen werden wir aber sicherlich d e n Balkon und Lidice.
Eine Buspanne auf der Rückreise in Eisenach brachte uns die Fortsetzung in einem Flixbus, eine interessante neue Erfahrung und eine Begegnung mit dem reizvollen Marburger Land.
Danke an die Organisatoren!