Riga_15.06.-19.06.2009
Chronik der SENU-Ndk
Nachdem sie sich in den vergangenen Jahren in den „alten“ EU-Städten Brüssel und Straßburg über die Entstehung des europäischen Staatenbundes und seine Gremien informiert hatten, bot in diesem Jahr die Senioren-Union der CDU Niederkassel vom 15. bis 19. Juni ihren Mitgliedern die Gelegenheit, sich in einem der „jungen“ Mitgliedsstaaten umzusehen.
Natürlich war die Hauptstadt Riga das Ziel der Flugreise, denn hier konzentriert sich das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben des Landes. Mit der kompetenten Reiseleiterin Santa Sterna wurde zunächst das Umland bei Jurmala, dem bekannten Seebad 20 km westlich von Riga, erforscht, das mit seinen Ferienvillen und Hotelbauten in den verschiedensten Stadien des Zerfalls oder der Renovierung, aber auch mit einsamen und romantischen Naturstränden begeistern konnte. Mit profundem Wissen, Witz und Charme führte Santa in Rigas Altstadt durch die wechselvolle Geschichte der Letten unter der Herrschaft der verschiedenen Nationalitäten: von den deutschen Ordensrittern und den Hansekaufleuten, dem kurländischen Herzog unter Polens Oberherrschaft und die schwedische Eroberung bis zum Anschluss an das Zarenreich.
Eine Fülle von prachtvollen Jugendstilbauten zeugt heute noch vom wachsenden Reichtum zur Zeit der Industrialisierung. Aber auch die folgenden Zeiten der unabhängigen freien Republik Lettland haben in Form von Denkmälern ebenso ihre Spuren hinterlassen wie die Zeit der deutschen und anschließend der russischen Besetzung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die derzeitige politische und wirtschaftliche Lage Lettlands wurde den Senioren in hochkarätigen Vorträgen von Andreas Klein, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in den baltischen Ländern, und von dem persönlichen Referenten des lettischen Finanzministers von verschiedenen Standpunkten aus vorgestellt. Auch der Vortrag von Dr.
Janis Kerrus, Dozent an der Universität von Riga, zur Geschichte Lettlands trug dazu bei, die heutige schwierige Lage der Letten zu begreifen. Gehaltskürzungen von 25 bis zu 50 %, Rentenkürzungen und Wegfall des Kindergeldes sind nur einige Vorbedingungen, um die von der EU versprochenen Kredite zu erhalten und den völligen Staatsbankrott zu verhindern. Da Lettland bis zur Unabhängigkeit mit seinen großen Staatsgütern völlig vom Export in die Sowjetunion abhängig war, setzte nach der Aufteilung in Kleinbauernbetriebe ein Boom im Immobiliengeschäft ein, der bis 2008 anhielt und dann das Land voll mit in die allgemeine Finanzkrise hineinriss.
Trotz oder vielleicht wegen dieser schweren Zeit feierten die Letten mit fröhlicher Musik, Tänzen und Blumenkränzen ihr Fest der Mittsommernacht und machten den Senioren den Abschied von Riga schwer. Nach einer stimmungsvollen Dichterlesung im Freilichtmuseum und der Kontaktaufnahme mit der deutschen evangelischen Gemeinde fehlte nur noch das Konzert auf der berühmten Rigaer Domorgel, um die Erlebnisse
abzurunden. Ein Gang durch das bunte Treiben des Johannismarktes bescherte dem einen oder anderen dann sogar noch einen bunten Blumenkranz oder einen Bernstein zur Erinnerung.