Stasi-Gefängnis 26.04.2007
Chronik der SENU-Ndk
Das Schlimmste waren die Ungewissheit und totale Isolation
Eine Führung durch das ehemalige Untersuchungsgefängnis der Stasi in Hohenschönhausen.
Im Rahmen der Berlinfahrt der Seniorenunion der CDU Niederkassel besuchten wir auch das ehemalige Stasi – Gefängnis in Hohenschönhausen, ein Erlebnis, das wir nicht so schnell vergessen werden, weil die Führungen nur von ehemaligen Häftlingen durchgeführt werden und dadurch die Authentizität und Eindringlichkeit der Erklärungen gewährleistet sind.
Diese 1939 eingerichtete ehemalige Großküche der Volkswohlfahrt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht zum Speziallager umfunktioniert, später zum zentralen sowjetischen Untersuchungsgefängnis in Ostdeutschland ausgebaut. Sogenannte „feindliche Elemente“ vom Hitlerjungen oder BDM-Mädel bis zum Schauspieler (Heinrich George ) wurden ebenso interniert wie Polen und Russen, die anschließend ohne Gerichtsverhandlung spurlos verschwanden. Unbeschreibliche hygienische Zustände, Hunger, Kälte und Folterungen führten nach amtlichen Angaben zum Tod von 886 Menschen - nach Augenzeugenberichten müssen es mehr als 3000 gewesen sein.
Die Überlebenden wurden in andere Lager oder nach Sibirien transportiert.
Nachdem Häftlinge den Keller zum sogenannten „U-Boot“ umgebaut hatten, wurden in diesen bunkerartigen, feuchtkalten Zellen Untersuchungshäftlinge so lange „verhört“ , bis sie ein in Russisch abgefasstes Geständnis unterschrieben oder starben.
Herr Pfaff, unser Führer, konnte uns die Unterbringung in diesen Zellen aus eigener Erfahrung anschaulich schildern. Er war zum ersten Mal nach dem 17. Juni 1953 verhaftet worden, weil er mit Begeisterung sowjetische Fahnen verbrannt und Steine auf sowjetische Panzer geworfen hatte. Er musste einige Monate in einer dieser Zellen des Stasi-Gefängnisses verbringen. Die mit 1,70 m zu kurze Holzpritsche, die feuchte Kälte und der ständige Lärm in den Gängen ließen keine Nachtruhe zu.
Später wurde er verhaftet, weil er 47 DDR-Bürgern mit gefälschten Ausweispapieren zur Republikflucht verholfen hatte. Damals wurde er schon in dem neuen Zellenblock mit größeren Räumen und Glasbausteinen an Stelle der Fenster untergebracht. Hier wurden die Untersuchungshäftlinge mit psychologipsychologischen Verhörmethoden zermürbt. Durch ein ausgeklügeltes System von einfachsten Sicherheitsmaß-Sicherheitsmaßnahmen wurden sie über den Ort ihrer Haft im Unklaren gelassen und sahen außer ihrem Wärter und dem Verhörspezialisten niemanden.
Selbst der Freigang fand im „Tigerkäfig“, einem winzig kleinen Hof mit Drahtgitter als Dach statt.
Nicht einmal nach der Verurteilung erfuhr er, wo er gegewesen war, denn der Gefangenenwaggon, der Grotewohl-Express, wurde an verschiedene Züge angekoppelt und nachts auf abgelegenen Geleisen abgestellt, damit aus der Fahrtzeit keine Rückschlüsse auf die Strecke gezogen werden konnten.
Zum Glück konnte Herr Pfaff wie etwa 35.000 andere Gefangene nach zwei Jahren über Rechtsanwalt Vogel von der Regierung der Bundesrepublik freigekauft werden.
Ihm und seinen Kollegen ist es zu verdanken, dass dieses schlimme Kapitel der deutschen Geschichte nicht vergessen wird und besonders viele junge Leute etwas davon erfahren.
Allerdings kann man gut verstehen, dass er empört ist über die Tatsache, dass seine ehemaligen Peiniger mit recht guten Pensionen und Renten noch in diesem Stadtteil leben, während er und seine Kollegen um eine kleine Anerkennungsrente kämpfen müssen.